Theater
- Premiere 10. Juni 2000
Ein Abend mit
Sketchen und Kurzstücken nicht ganz ohne Hintergedanken
Die Inselbühne Baltrum betrat bei der Premiere am Pfingstsamstag diesen
Jahres neue Pfade: Zum ersten Mal in der langen Tradition der
Aufführungen der Laienschauspielgruppe der Insel wurde ein
Sketche-Abend inszeniert. Ein amüsiertes Publikum dankte für die
Kurzweil mit viel Applaus, auch wenn der Saal nicht - wie bei den
Baltrumer Theaterpremieren noch bis vor ein paar Jahren üblich - voll
besetzt war.

Um zwischenmenschliche Beziehungen im Kleinen und im Großen in einer
technisierten Welt geht es in den völlig unterschiedlichen Stücken im
Weitesten - möchte man einmal einen groben Themenrahmen abstecken. Da
gibt es Probleme in der Ehe eines älteren Ehepaares (sehr überzeugend:
Bärbel Nannen und Andrew Engelking), die therapiert werden müssen
(Schauspielpsychologin mit eigenem Standpunkt und besonderen
Hilfsmitteln: Petra Sparenborg).Ein emanzipierteres Paar (selbstbewusst:
Sabine Hinrichs und Gerd Klünder) will dies vor einem Fernsehpublikum
im Studio erreichen und scheitert am Fernsehpsychologen (verzweifelt:
Gotthard Hagenström). Immerhin kommen diese beiden noch zu Wort,
während schon im nächsten Stück die Gemahlin (unaufdringlich: Petra
Sparenborg) kein Glück bei ihrem Manne (fortschweifend: Werner Gaiser)
hat und den Ausweg nur in der Flucht sieht. Ein Putzteufel (ganz wild:
Anneliese Engelking) lädt einen Junggesellen (Gotthard Hagenström, den
Armen) zu Besuch...

Nichts zu machen in einer vollautomatischen Umgebung ist für den
gepeinigten Gast (verklemmt: Jupp Flockert) bei seiner Gastgeberin
(begeistert: Barbara Adams). Und auch die modernen Telefonhäuschen
(technisch monoton mit Bärbel Nannens Stimme) entziehen sich der
erwünschten Benutzung dem Normalbürger (verwirrt: Andrew
Engelking).
Es werden die Reiselust des Papstes thematisiert (telefonisch: Werner
Gaiser und Jupp Flockert) und die Zwänge in der Kunst, speziell des
Theaters (leidend: Horst Unger und souverän: Jürgen Janssen).
Zum witzigen Abschluss des Abends wird noch ein altes heißes Eisen
angepackt (reimend: Barbara Adams, Sabine Hinrichs, Anke Fulfs,
Jürgen Janssen, Gerd Klünder und Andrew Engelking).
Die Moderation des Abends hat mit lockeren Überleitungen Horst Unger
übernommen, Barbara Adams Kostümtipps und Bärbel Nannen den
Gesichtern und Haaren der Schauspieler die rechte Farbe gegeben. Hanni
Kruse half beim Text, Hansjürgen Barow steuerte Licht und Ton.
Spielleiter
Wilhelm Klünder hat das Abendprogramm inszeniert und dabei seinen
Spielern viel Gestaltungsfreiheit eingeräumt. Die Ausfeilung der
kleinsten und wichtigsten Details blieb in meisterhafter Weise sein
Metier. Er hat die Vorauswahl der Stücke getroffen und die endgültige
Entscheidung den Mitspielern überlassen, die sich sehr schnell einig
waren. Ganz ohne Hintergedanken sollte der Abend nicht über die Bühne
gehen.
Einzelne Sketche und Kurzstücke waren von der Inselbühne Baltrum
bislang nur zu besonderen Anlässen wie zum Beispiel dem Nikolausfest
des Kultur- und Sportvereins zum Besten gegeben worden. Dass die
Schauspieler an dieser abendfüllenden Art der Aufführung selbst ihren
Spaß hatten, konnte man bei der Premiere spüren.
Der
Sketcheabend wird wiederholt am 21. Juni, 12. Juli, 26. Juli, 2. August,
23. August, 13. September und 4. Oktober 2000 jeweils um 20.30 in der
Turnhalle auf Baltrum.
Sabine
Hinrichs
Fotos
Hinrichs

Eine
ganz besondere Aufführung der Sketche fand am 10. Juli 2000 unter freiem
Himmel statt: Auf dem Gelände der Jugendbildungsstätte des
Niedersächsischen Turnerbundes war am Tag zuvor eine Bühne gebaut
worden, die die Theatergruppe mit ihren Darbietungen sozusagen einweihen
durfte. Vierzig hauptamtliche Leiter und Lehrer des NTB von der
Landessportschule Melle und dem Landesfachverband Hannover bedankten sich
bei den Insel-Schauspielern mit einer großartigen Bewirtung, Gesang und
guter Laune am Lagerfeuer. Jugendbildungsstätten-Leiter Tom Bohmfalk und
Gesa Puls hatten das Treffen initiiert.
Die
Inselglocke 2/00