Osterpremiere auf Baltrum: 

"Der Schimmelreiter"
 

In diesem Jahr gab es zu Ostern wieder eine Premiere auf der Insel Baltrum: Die Theatergruppe des Kultur- und Sportvereins führte vor ausverkauftem Hause den "Schimmelreiter" auf. 

Die Geschichte von Hauke Haien kennt jedes Schulkind durch die Novelle von Theodor Storm. Es geht um den Kampf der Menschen gegen die Gewalten der Natur. Paul Barz hat aus dem Schimmelreiter ein Bühnenstück in fünf Bildern geschrieben, inhaltlich etwas vom Original abweichend. Unter der Regie des neuen Leiters der Inselbühne Baltrum, Jürgen Janßen, wurde die schicksalhafte Geschichte vom Deichbau zwischen Tradition und Fortschritt in Szene gesetzt.
Hauke Haien hat schon als Kind große Ideen von neuen Deichen und wegen seiner Klugheit auch gleich einen neidischen Gegenspieler, den Ole Peters. In einer Schulszene, gespielt von den beiden jungen Debütanten Wendt Lotichius (der junge Hauke) und Niels Klün (der junge Ole) werden Neid und Missgunst zwischen den beiden deutlich, glaubt sich doch Ole immer vom Lehrer zurückgesetzt. Der Schulmeister und Deichgevollmächtigte, mit großer Stimme dargestellt von Udo Bengen, erkennt früh schon das Genie des Hauke. 

Später warnt Vater Tede Haien alias Horst Unger den nun erwachsenen Hauke vor zu viel Streben, kommt er doch aus ganz ärmlichen Verhältnissen. Torsten Moschner spielt den genialen und oft beinahe wahnsinnigen Kätnersohn, der - wenn es sein müsste - über Leichen gehen würde um seine Ideen durchzusetzen. Den Kater Hannes von der "spinnerten" Trin Jans hat er erwürgt, die ihn fortan schrill als Mörder beschimpft. Bärbel Nannen spielt die Trin mit zweiten Gesicht.
Als der Deichgraf Folkerts (Jupp Flockert) stirbt, wird Platz für einen neuen Deichgrafen. Hauke hat sich schon hervorgetan, das ist auch dem Oberdeichgrafen (Jürgen Janßen) aufgefallen. Die Deichbauern hingegen plädieren mehr für den beliebten Ole Peters, jetzt als Erwachsener dargestellt von Manfred Merker. Boysen (Eike Nannen), Harmsen (Max Zielinski) und Jenssen (in einer Doppelrolle Wendt Lotichius) wüssten, dass sie mit diesem besser zurechtkommen würden.
Elke Folkerts, die Deichgrafentochter (Sabine Hinrichs), bestimmt schließlich den weiteren Verlauf, indem sie Hauke zu ihrem Mann erklärt, der somit Deichgraf werden kann. Dem Widersacher Ole bleibt die hübsche, reiche Volina (Petra Sparenborg).
Der weiteren Verlauf der Geschichte und das Schicksal des Schimmelreiters ist bekannt. Wie die Inselbühne Baltrum sie umgesetzt hat, ist sehenswert.

Schon im letzten Jahr hatte man gehofft, das Stück zu Ostern aufführen zu können, war aber an dem großen Aufwand, den die Umsetzung des Stückes erforderte, gescheitert. Damals hatte Wilhelm Klünder mit den Proben begonnen, sodass man im Herbst 2000 bei Beginn der neuen Proben auf das Erlernte ein gutes Stück zurückgreifen konnte. Der inzwischen verstorbene ehemalige Leiter der Theatergruppe hat die Richtung vorgegeben, mit der Jürgen Janßen und seine Schauspielertruppe den Schimmelreiter jetzt auf die Bühne gebracht haben. Viele neue Ideen vor allem in technischer Hinsicht und im Aufbau des Bühnenbildes sind hinzugekommen. Die Atmosphäre des Stückes wird getragen von einem unaufdringlichen Bühnenbild, das Torsten Moschner entworfen und zusammen mit Manfred Merker gebaut hat. Die wie ein Buch aufzuklappenden Bühnenteile mit den verschiedenen Szenen wie Schulzimmer, Tede Haiens Stube, Deichgrafenstube, Dorfplatz, und Marschlandschaft haben Lars Unger und Kai Kalthöfer künstlerisch eindrucksvoll bemalt. Hansjürgen Barow ist für die Lichteffekte verantwortlich, Stefan Moschner steuert die Hintergrundgeräusche.
Hanni Kruse spielt die Souffleuse, Bärbel Nannen ist für die Maske zuständig, die drei weiblichen Darsteller haben die Kostüme ausgesucht, zusammengetragen und genäht.
Das Publikum dankte mit heftigem Applaus für die gelungene Aufführung. Man hätte nicht gedacht, dass das Stück doch noch so auf die Bühne gekommen wäre, erklärte Uli Mammen, der erste Vorsitzende des Kultur- und Sportvereins Baltrum e.V. beim Überreichen der Premierensträuße -  war doch der neue Eingang der Turnhalle noch nicht fertig, und am Gründonnerstag erst sicher, dass überhaupt gespielt werden konnte. Dass das Thema gut zur Insel passt und bei Insulanern und bei den Baltrumgästen auf großes Interesse stößt, zeigte sich am Vorverkauf: Innerhalb zweier Tage war die Halle bis auf den letzten Notsitz ausverkauft.

 

Weitere Aufführungstermine sind der 2.5., 16.5., 6.6., 27.6., 18.7., 1.8., 22.8., 12.9. und 3.10.2001.

Sabine Hinrichs, Die Inselglocke 2001

Fotos: Bärbel Nannen