Cyrano in Buffalo

Osterpremiere der Inselbühne Baltrum

Mit einem fulminanten Auftritt begeisterten die Schauspieler der Inselbühne Baltrum am Ostersonntag ihr Premierenpublikum vor beinahe ausverkauftem Saal: "Cyrano in Buffalo" heißt die turbulente Komödie von Ken Ludwig, die die Mitglieder der Theatergruppe des Kultur- und Sportvereins auf der Insel in diesem Winter einstudiert haben. Die Inselbühne knüpft damit an den großen Erfolg von "Otello darf nicht platzen" des gleichen Autors an, das in den beiden vergangenen Jahren mit viel Freude aufgeführt wurde und spielerisches Tempo und perfekte Abstimmung auf der Insel-Bühne sozusagen vorbildlich als Maßstab gesetzt hat. Denn "Cyrano in Buffalo" ist noch spritziger, noch turbulenter, noch schneller in den Szenenabfolgen, verlangt noch mehr Disziplin der Darsteller, noch mehr Textsicherheit und vor allem tatsächlich schauspielerisches Können, wird doch "Theater im Theater" gespielt. Das bedeutet, dass die Akteure nicht nur ihre eine Rolle beherrschen müssen, dass viel Kostümwechsel hinter und auf der Bühne stattfinden muss, dass sie sich dem schnellen Szenenwechsel anzupassen haben - nicht nur wenn sie den Zuschauern im Publikum, sondern auch noch ihren Partnern oder "sich" selbst etwas vorspielen.

Die Handlung ist flott erzählt: Schauspielertochter Pia hat sich vom durch Fernsehen und anderen Umständen maroder werdenden Glamour des elterlichen Repertoiretheaters abgesetzt und verdingt sich in der Werbung. Sie kommt in die Provinz nach Buffalo, wo das einstmals berühmte Schauspielerehepaar Charlotte und George Hay mit "Cyrano de Bergerac" im Wechsel mit "Intimitäten" mäßigen Erfolg hat, um ihren Verlobten Howard den Eltern und der Truppe vorzustellen. Diese befindet sich nicht nur in finanziellen Nöten sondern auch in emotionalen Turbulenzen.

Richard, Freund und Anwalt der Hays möchte Charlotte gerne dem Ganzen entziehen und sie ganz für sich gewinnen. Die junge Schauspielerin Eileen befindet sich in anderen Umständen und sagt ihren Auftritt für den Nachmittag ab. Der ehemalige Freund Pias, Schauspieler Paul, trauert hinter dieser her und versucht aber, nicht nur das Theater sondern auch Georges Kopf aus der Schlinge zu ziehen, der für den Zustand von Eileen in einer schwachen Stunde verantwortlich geworden ist. Charlotte kann George diesen Fehltritt nicht verzeihen und ist schon auf dem Weg in Richards Arme.

Meteorologe Howard kann den schnellen Hochs und Tiefs dieserart Schauspielerdaseins kaum folgen, und während Pia sich wieder mitten hinein begibt, um die Aufführung zu retten, gerät er in den aufregenden Trubel eines Theaters bevor der erste Vorhang aufgeht. Zur Nachmittagsvorstellung hat sich nämlich ein berühmter Regisseur angemeldet. Die Hoffnung steigt für Charlotte und George, vielleicht doch noch eine Schauspielrolle in Hollywood zu ergattern - wäre ja vor allem Charlotte so leidenschaftlich gerne ein heller funkelnder Stern am Schauspielhimmel. Aber wie das so ist im Leben, das Glück ist nicht beständig und unvorhergesehene Umstände stellen die Gruppe vor schier unlösbare Schwierigkeiten. Die große alte Dame des Theaters Ethel, Mutter der Truppe, trägt eher zur Verwirrung bei, denn zur Glättung der Wogen.

Erna Moschner spielt die mitunter taube ehrwürdige Schauspielerin mit herzlichem Charme und trifft manch Lachmuskel der Zuschauer mit ihren missverstandenen Verwechslungen.

Grandios sind die Auftritte von Susanne Mammen und Horst Unger, die als Ehepaar Hay nicht nur in dieser Rolle heftig liebend und streitend für Wirbel sorgen, sondern auch in ihren glanzvollen Auftritten als Roxane und Cyrano mehr als künstlerische Kämpfe ausfechten. Anja Linn spielt die Pia als liebevolle Tochter und Enkelin, die mit erfrischender Leichtigkeit allen Widrigkeiten, die der Nachmittagsvorstellung entgegenstehen, zu trotzen vermag und es geschickt versteht, die Beteiligten rechtzeitig auf die Bühne zu bringen. Sie findet denn auch wieder Spaß an der Schauspielerei - und damit zurück zu Paul. Torsten Moschner fügt sich souverän in alle gestellten Anfordernisse und zeigt sich am Ende froh über die Fügung, deren Entwicklung er aber doch nicht durch sein eigen Geschick steuern konnte. Der dröge Meteorologe Howard, dargestellt von Marc Barnas, ist dem Wirrwarr direkt in die Arme Eileens entronnen. Deren Esprit, verkörpert von Anke Fulfs, ist quasi das Happyend für die Familie Hay zu verdanken. Einzig leer geht Richard aus - mit Fassung trägt Jupp Flockert die Rolle und das Schicksal.

Regisseurin Gesa Puls hat einmal mehr bewiesen, dass sie es versteht, Schauspieler, Stück und Drumherum unter einen Hut und perfekt organisiert auf die Bühne zu bringen. Grace Lüppen hat aus der Kostümierung ein Fest gemacht, die verschiedenen Stile wie vorgesehen bunt gemixt und so für manchen Überraschungseffekt gesorgt. Das eher schlichte Bühnenbild hat Torsten Moschner geschickt um eine zweite, schnell auf- und abzubauende Kulisse erweitert und damit dem Schauspiel einen hervorragenden Rahmen gegeben. Bärbel Nannen hat Farbe in die Gesichter und auf die Köpfe gebracht und Sven Ruhnke hat das Spiel ins rechte Licht gesetzt.

Wie die Inselbühne Baltrum die Turbulenzen um die Aufführung eines Theaterstückes löst, sollten Sie sich nicht entgehen lassen, denn enormer Spaß ist garantiert: Die Aufführungen von "Cyrano in Buffalo" finden in diesem Jahr statt am 28. April, 12. Mai, 26. Mai, 9. Juni, 30. Juni, 21. Juli, 11. August, 1. September, 22. September, 13. Oktober und am 20. Oktober, jeweils um 20.30 in der Kultur- und Sporthalle auf Baltrum. Karten gibt es im Vorverkauf im Bücherwurm auf Baltrum (04939-228) und an der Abendkasse.

Sabine Hinrichs

Fotos  Bärbel Nannen