Charleys Tante

 

Farce in drei Akten von Brandon Thomas aus dem Jahr 1892

 

Zur Freude der Mitglieder der Inselbühne wurden in diesem Winter ein paar schlummernde Talente auf der Insel entdeckt. Torsten Moschner gab sein Regiedebut und zauberte mit einer feinsinnigen und flotten Inszenierung ein kleines Meisterstück auf die Bühne: den Klassiker Charleys Tante. Die junge Truppe war ihm dabei zu Hilfe, sei es mit Interpretationsexperimenten, mit Regieideen oder nicht zuletzt bei dem umwerfenden Bühnenbild.
Die Geschichte ist hinlänglich bekannt. Die Aufführung der Inselbühne Baltrum braucht den Vergleich mit anderen, großen Inszenierungen nicht scheuen. Torsten Moschner lüftet als College-Diener Brasset augenzwinkernd den Vorhang auf das Geschehen. Denis Metz als Jack Chesney zeichnet seine Rolle gewitzt scharf wie er sonst seiner Profession nachgeht. Der Cartoonist (Herr Schnabulak) hat seine Handschrift nicht nur beim Bühnenbild, sondern auch auf dem einzigartigen Plakat hinterlassen, dessen Details man sich in Ruhe zu Gemüte führen sollte. Die als zweidimensionale Bühne entworfene Aufteilung der Aktionsfläche der Inselbühne gibt Raum für große Bewegungen in verschiedene Dimensionen - eine geschickte Lichtregie tut ihr Übriges, um in der Komödie Raum und Zeit verschmelzen zu lassen und Glanzpunkte zu setzen. Dafür und für den guten Ton ist Bärbel Eickelmann zuständig.
Jacks Freund und Leidensgenosse Charley Wykeham wird von Sören Schneider mit temperamentvoller Lässigkeit gespielt - ebenfalls ein Neuzugang und hoffnungsvoller jugendlicher Liebhaber für die Inselbühne. Der dritte im Bunde, Lord Fancourt Babberley wird von Lars Klün gegeben. Den kennt man bereits aus den Vorjahren, doch solch eine Rolle hat er noch nicht gehabt. Als Charleys Tante springt er nämlich zunächst ungewollt und dann umso lieber als Anstandsdame für seine beiden Freunde ein - ein liebenswerter großer Bub. Da haben es die drei jungen Debütantinnen als hoffnungsfrohe Gespielinnen freilich schwer, nicht zu blass neben den jungen Wilden auszusehen - doch so sind die Rollen nun einmal angelegt. Das Wahlrecht für Frauen war noch in weiter Ferne - ja, und ansonsten hätte man ja auch keine Anstandsdame gebraucht. Wie viel Spa es macht, solch ein Sittengemälde frisch auf die Bhne zu bringen, zeigen Nicole Ludwig als Kitty Verdun, Tomke Bittu als Amy Spettigue und Sabine Skiba als Ela Delahay - eine verliebter als die andere, eine hübscher als die nächste. Einen guten Anteil hat an deren eindrucksvollen Auftritten auch Grace Lüppen, die wieder einmal wunderbare Kostüme geschneidert bzw. ausgewählt hat. Große Herausforderung im wahrsten Sinne des Wortes war für sie natürlich Charleys Tante (Lars Klün). 
Der Zusammenhalt der Familien und die Wendungen der Geschichte bleibt wie immer den alten Hasen berlassen: Günter Tjards findet als Colonel Sir Francis Chesney nicht nur auf Drängen seines Sohnes das große Glück (wieder). Und die Grande Dame des Baltrumer Theaters, Gesa Puls, hat als die echte Donna Lucia Dalvadorez aus Brasilien mehr als die Geschicke ihrer Nichte in der Hand. Einzig Advokat Stephen Spettigue geht leer aus - Horst Köhler weiß dies wie immer tragisch komisch und mit erstaunlicher Wendigkeit umzusetzen.
Carin Lutzen agierte als Souffleuse, und hatte mitunter etwas Mühe, die recht leichtsinnige wie freche Bande an ihren Text zu halten - was weder den Schauspieler(inne)n noch dem geneigten Publikum den Spaß zu verderben vermochte.

Foto(s): Nannen

Mehr Fotos

Colonel Sir Francis Chesney, früher in Indien stationiert:   Günther Tjards

Stephen Spettigue, Advokat in Oxford:                             Herbert Köhler

Jack Chesney, Student in Oxford:                                    Denis Metz

Charles Wykeham, Student:                                           Sören Schneider

Lord Fancourt Babberley, "Babbs", Student:                     Lars Klün

Brasset, ein College-Diener:                                            Torsten Moschner

Donna Lucia d'Alvadorez aus Brasilien:                            Gesa Puls

Kitty Verdun, Spettiges Mündel:                                      Nicole Ludwig

Amy Spettigue, Spettigues Nichte:                                  Tomke Bittu

Ela Delahay, eine Waise:                                                Sabine Skiba

 

Regie: Torsten Moschner, Gesa Puls

Souffleuse: Carin Lutzen

Maske: Bärbel Nannen

Kostüme: Grace Lüppen

Technik: Bärbel Eickelmann

Bühne: Das Kreativ-Team um Torsten mit Carin, Sabine, Tomke, Denis, Lars, Sören

 

Aufführungen 2011:

24. April Premiere Ostersonntag

4. Mai, 1. Juni, 22. Juni, 7. Juli, 27. Juli, 17. August, 7. September, 28. September, (19. Oktober)

 

Donnerstag 7. Juli – Eröffnung der Theatertage Baltrum

 

Plakat