Theater - Theater 

Die Inselbühne Baltrum - 1999 

 

Inselbühne im Kultur- und Sportverein Baltrum - dieser Name beschreibt bereits die Geschichte der Gruppe: Bei der Gründung des Vereins im November 1965 wurde die Sparte "Laienspiel" vorgesehen, die zwei Jahre lang allein "die Kultur" im Namensteil zu vertreten hatte gegenüber den Sportabteilungen. 
Parallel zum Wachsen der Mitgliederzahlen des Vereins erobern sich die SpielerInnen zuerst eine feste Spielstätte, ein immer größeres Publikum, ein wachsendes Repertoire. Und so kommt es, dass seit 1978 jeden Mittwoch in der Saison ganze Gästescharen zur Turnhalle pilgern. 


Dort ist die Inselbühne jetzt zu Hause - durch den 1987 erfolgten Anbau sind Garderobenräume, eine komplette Bühne mit allerhand Technik und ein wenig Platz für Requisiten und Kulissen entstanden. Dort trifft so mancher Mitwirkende, manche Spielerin in allerletzter Minute ein: Die Gäste mussten noch versorgt werden. Es ist auch schon geschehen, dass mit einer gerade entstehenden Grippe oder einem anderen Gesundheitsrisiko aufgetreten wird. Schließlich kann ein vollbesetzter Saal mit zirka 300 erwartungsvollen Gästen nicht so ohne weiteres heimgeschickt werden! Manchmal ist ärztliche Hilfe sogar zur Stelle, dann nämlich, wenn wie im vergangenen und in diesem Jahr die Inselärztin zur Spielmannschaft gehört. 
Die Zusammensetzung der Gruppe, mittlerweile 40 Mitglieder stark, wechselt natürlich. Vom "alten Stamm" sind keine fünf mehr dabei. Durch Wegzug, auch Tod, verändert sich die Gruppe laufend. Wer auf die Insel zieht, möge gleich einkalkulieren, dass bald Wilhelm Klünder bei ihm vorstellig wird, den Neubürger für das Theater zu rekrutieren! Natürlich scheidet auch mal jemand aus, weil er die Zeit (Lust wohl weniger) nicht mehr erübrigen kann. Man muss sich vergegenwärtigen, dass es ja mit den Mittwochsauftritten nicht getan ist: Die Rolle will gelernt sein, Proben gibt es nicht zu knapp, die Kulissen müssen am Vorabend jeder Aufführung aufgebaut werden und seit einigen Jahren geht es auch zu Gastauftritten ans Festland. 
Es sind zum Teil anspruchsvolle Stücke der Weltliteratur, die sich die Gruppe erarbeitet. Arbeit ist es nämlich ganz entschieden, denn es soll ja alles stimmen: auch Haartracht, Maske, Kostüm, Requisit, Beleuchtung, Kulisse! Dazu begeben sich die SpielerInnen auch schon mal auf Fortbildung, sind sie doch Mitglieder des Landesverbandes niedersächsischer Amateurbühnen, der entsprechnede Seminare anbietet. Verbandsvorsitzender in den letzten vier Jahren war Wilhelm Klünder, und damit ist der "Boss" der Inselbühne Baltrum genannt, Spartenleiter seit Gründung, sowie Regisseur, oft als Darsteller, hin und wieder gar als Autor tätig. Heute deligiert er die Regie-Arbeit gelegentlich, hält dennoch die Truppe auch dann zusammen. Seine "bürgerliche" Stellung als Schulleiter und Bürgermeister mag dabei durchschimmern. Übrigens ist auch der amtierende Bürgermeister Mitglied der Inselbühne, als Spieler und auch Techniker und Handwerker des Bühnenbauteams. 


Somit kann sich Baltrum rühmen, eine Theatergruppe zu haben, in der zwei Bürgermeister dem Publikum etwas vormachen: mal Plattdeutsches, mal klassische Verse, Lustspiel, Märchen, Tragödien, derbe Schwänke, nette Boulevardkomödien oder nervenkitzelnde Krimis. Sogar an Musicals hat sich die Gruppe mit Erfolg gewagt. Und in den Pausen, wenn sich die BesucherInnen erholen können, bewerkstelligen die Darsteller eventuell erforderliche Bühnenumbauten! 
Für Baltrums Stammgäste ist es Ehrensache, alle Stücke zu sehen. Darum werden zwei Stücke jedes Jahr neu vorbereitet, das erfolgreichste des Vorjahres wird als drittes angeboten. 25 Aufführungen kommen so leicht im Jahr zusammen (1995 waren es 29!). Da lässt sich die Zuschauermenge kaum noch übersehen, die sich von "ihrer" Inselbühne immer wieder begeistern lässt. 

Helga Ribani 
Die Inselglocke Baltrum 3/99