Theater - Premiere 1. Mai
1999 "Halb auf dem Baum" von Peter Ustinov Helga Ribani Die Inselbühne im
Kultur-und Sportverein Baltrum zündete am 1. Mai ein Feuerwerk witziger
Pointen und urkomischer Situationen mit der Premiere von "Halb auf
dem Baum" von Peter Ustinow. Die Bemerkung des englischen Autors -
"wenn meine Stücke ernst gespielt werden, sind sie sehr
komisch" - nahm Gesa Puls als Regieanweisung und inszenierte mit den
Spielern eine Komödie, die die Lachmuskeln des Publikums arg
strapazierte. In der Familie des Generals Sir Mallalieu St. John Fitzbuttress ist nun allerhand schiefgegangen, so dass er seinen Ruhestand nicht so genießen kann, wie er es sich erhofft hat. Er verlässt seine Wohnung, die nach gutbürgerlichen Maßstäben geschmackvoll eingerichtet ist, um auf einem Baum zu leben. (Das rose Wohnzimmer samt chintzbezogenen Möbeln stammt aus den Werkstätten der Inselbühne.) Jürgen Janßen ist ganz der General, der überlegen und mit ironischen Bemerkungen allen Familienpannen begegnet und eher seine Umgebung schockiert als diese ihn. Lady Doris, seine Ehefrau, die nach außen den Schein des Anstands aufrecht zu erhalten sucht, spielt Susanne Mammen mit jenem leicht affektierten Ton, der die angeblich unterkühlten Ladys so unwiderstehlich macht. Diesem Charme ist Brigadegeneral Tiny Brown prompt erlegen und hofft geduldig auf Erhörung. Horst Unger wirkt als dieser schmachtende Hausfreund durchaus glaubhaft. Den Vikar, der mit salbungsvollen Worten Moral predigt, macht Heinrich Erdbrügger gekonnt deutlich. Monika Heck debütiert in der Rolle der Lesley, Freundin von Robert, Sohn des Hauses, um sein alternatives Leben mit ihm zu teilen. Als Rebell ohne rechte Perspektive ist Robert allerdings für Überraschungen gut. Torsten Moschner gestaltet bravourös mit aufsässigem Ton und mürrischem Gesicht die Rolle des Sohnes, der am Ende doch erkennen muss, dass seine Eltern gar nicht so ohne sind. Judy, Tochter des Hauses, die von Anja Linn gegeben wird, versucht sich ebenfalls in Opposition. Auch das Au-pair-Mädchen der Familie, Helga aus Norwegen, gehört zur revoltierenden Generation. Anke Fulfs ist wirklich so "dekorativ wie hinreißend ungehorsam", wie die Lady urteilt. Manfred Merker stellt den lächerlich wirkenden, doch durch und durch aufrechten Basil Utterwood eindringlich dar. Das Ensemble des Abends ist übrigens so routiniert, dass die Texthilfe von Marlies Alberring nur zur Beruhigung auf dem Posten ist. Gewohnt unaufdringlich zeichnet Bärbel Nannen für die Maske verantwortlich. Barbara Adams nähte und stellte die Kostüme zusammen, egal, ob die textilarm oder aufwendig sein müssen...
Helga Ribani |